Freitag, 14. Juli 2017

Mint-Stempel - erster Testbericht

Weil ich mittlerweile einige gute Stempel und Pigmenttinten habe und kenne, war ich recht skeptisch, was die Qualität der Silhouette Mint betrifft. Nachdem Silvia Kuck so toll erklärt hatte, wie man mit damit eigne Stempel prägt, habe ich mich auch an meine rangetraut.
Nun habe ich meine ersten beiden selbst entworfenen Stempel gemacht und ich muss sagen: Wow - ich bin echt positiv überrascht!

Heute möchte ich euch Bilder zeigen, ergänzend zu Silvias Gast-Beitrag über eigene Tests berichten sowie ein paar neue Infos hinzufügen, die ich seit ihrem Post recherchiert habe.

Ich bin kein soooo erfahrener Vielstempler, kann aber hoffentlich auch für die bewanderten Fans dieses Hobbys wichtige Eindrücke und Infos bieten.
Basiswissen über die Silhouette Stempelprägemaschine und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findet ihr im tollen Gastbeitrag von Silvia Kuck.

Meine ersten Stempel-Unikate

Wer die V3 des Silhouette Studios kennt, kommt mit der Mint Software sofort zurecht. Für meinen ersten Stempel hatte ich das Format 60 x 15 mm gewählt und mich für das Thema "mit Liebe gemacht" entschieden. Herausgekommen ist dieses Design:


Mint-Stempel kann man in mehreren Farben tränken; als Vorschau hatte ich bereits die Datei bunt gemacht. Ich war gespannt, ob der fertige Stempel dieses filigrane Motiv wiedergeben können würde. Seht selbst:


Oben seht ihr das erste Blatt mit Testabdrücken, unten das dritte. Insgesamt hab ich mindestens 60 Mal abgestempelt! Zum Schluss mit mehr Druck, aber bis auf das rote "Liebe" war kein Motivteil auffallend blass geworden. Toll, oder?

Mein zweites Design sollte ein persönlicher Briefstempel werden, auf einer Platte von 3 x 3 cm Größe. Es dauerte ewig und ich brauchte wirklich mehrere Anläufe, bis ich endlich zufrieden war. Es ist wirklich so, wie Silvia beschrieben hat: Das Entwerfen frisst die meiste Zeit. Bei 5 € pro Stempel überlegst du dir gut, ob dir das Design gefällt!

Abgestempelt sieht das Motiv so aus:


Unten Probe- und Reinigungsabdrücke mit Umfärbungen, oben auf einem braunen A5-Kuvert. Der Stempel gefällt mir wirklich gut. Ich werde mir aber für die Zukunft merken, dass sehr dünne Linien auf einer etwas dunkleren Oberfläche wie hier nicht ganz so gut zu sehen sind. Was meint ihr?

Zwischensenf nach den ersten Tests

Sehr positiv überrascht bin ich, wie gut filigrane Motive gelingen. Ich habe zum Vergleich ein Foto rausgesucht, mit qualitativ guten Stempeln von professionellen Firmen:


Ich bin jetzt ehrlich gesagt zu faul, um die echten Stempel rauszusuchen und exakte Angaben zu Größe und Hersteller geben zu können. Die Abdrücke sind auf A5-Papier gemacht; schätzungsweise sind die links Inchies, haben also ca. 2,5 x 2,5 cm, und der rechte könnte etwa 4 x 6 cm groß sein.
Details: dickes Plus
Meine Mint-Stempel können bezüglich der Details mit den gekauften wirklich mithalten, finde ich.

Die Silhouette-Tinte macht keine satten Abdrücke (obwohl sie angeblich pigmentbasiert sein soll), sondern erinnert eher an die Tuschestempelkissen. Besonders das Rot erscheint mir recht blass. Die Farbe ist auch nicht deckend und trocknet sehr schnell, was mich ebenfalls an Tusche denken lässt. Weder auf den Fläschchen noch in Produktbeschreibungen allerdings sind Infos dazu angegeben.
Sowohl auf gestrichenem Glanzpapier als auch auf normalem Druckerpapier, trocknet die Tinte gleich schnell und scheint wasserfest/wischfest zu sein (ich habe Wasser drauf geträufelt). Die Farbe ist weder verlaufen noch ging sie beim Wischen mit ab.
Tinte: ok bis gut
Den Ansprüchen eingefleischter Stempler wird sie vielleicht nicht genügen, aber für normale Abdrücke auf normalem Papier passt sie allemal.

Im Gegensatz zu handelsüblichen Stempeln ist die Prägung wirklich minimal - gerade noch spür- und sichtbar. Deshalb ist es unmöglich, mit normalen Stempelkissen einen sauberen Abdruck hinzubekommen. Dafür bringen aber die Mint-Platten das Stempelkissen gleich mit. Es heißt also, das Motiv zu tränken; ein einziger großer Tropfen reicht, um z.B. den Brief auf meinem 2. Design einzufärben. In manchen Fläschchen scheint Unterdruck zu sein oder sowas, denn die Tinte kommt teilweise von selbst raus und dann gelingt es mir nicht, nur ein winziges Tröpflein zu dosieren. Einzelne Elemente in verschiedenen Farben tränken ist (zumindest bei meinen bisherigen Designs) schwierig. Aufgesaugt wird die Tinte ja nur an den erhabenen Stellen - bei dünner Schrift etc. bleibt der größte Teil der Farbe oben auf der Platte und verteilt sich gern dahin, wo ich sie nicht haben will. Filigranes und auch noch eng beieinander, wie bei meinen Stempeln, ist vielleicht nicht gerade prädestiniert für einen perfekten Mehrfarbdruck.
Jedenfalls entsteht bei mir - bisher - eine kleine Sauerei auf der Oberfläche und der erste Abdruck sieht dann auch entsprechend aus:


Ihr seht, es dauert einige Stempelversuche, bis der Abdruck sauber wird. Ich finde das aber nicht schlimm, denn die gesamte verwendete Tintenmenge ist minimal und man kann noch viele, viele Male abstempeln, bis ein erneutes Einfärben nötig wird.
Wie bereits erwähnt habe ich das erste Motiv mindestens 60 Mal hintereinander gestempelt. Anfangs war wenig Druck besser für einen sauberen Abdruck, zum Schluss hin musste ich besser und länger aufpressen.
Das ist jetzt schon eine Weile her. Ich hatte danach einfach den Deckel drauf gemacht und den Stempel beiseite gestellt. Die Farbe ist seitdem nicht eingetrocknet, ich kann immer noch Abdrücke machen: Sie sind zwar natürlich blass, aber alles ist gut erkennbar.
Tränk-Methode: gut
Ein paar Tropfen reichen, um x Mal stempeln zu können. Richtiges Dosieren und Platzieren, gerade bei mehreren Farben, kann etwas fitzelig sein.

Mittlerweile habe ich auch das Umfärben getestet. Beim zweiten Design habe ich versucht, einzelne Elemente nach ein paar Mal Stempeln neu einzzufärben: Blau auf Rot hat funktioniert, Rot auf Gelb nicht (das war einige Abdrücke später).
Den ersten Stempel habe ich nun auch neu getränkt (einfach halb rot, halb blau) und, sobald die Abdrücke sauber waren, auf die roten Bereiche schwarze Tinte gegeben. Das hat problemlos funktioniert, war aber auch die einfache Variante von hell nach dunkel.
Beim Briefstempel hab ich noch ausprobiert, inwieweit sich schwarz getränkte Elemente vorzeitig mit Rot und Gelb einfärben lassen. Wie erwartet klappt das nicht sehr gut, die hellen Tinten kommen nicht gegen das Schwarz an. Bei Rot geht's noch, da dunkelt die Farbe nur von Abdruck zu Abdruck nach, aber was mit Gelb nachgefärbt wurde, erscheint von Anfang an braun.
Es bleibt die Frage, ob überhaupt Abdrücke in reiner heller Farbe gelingen können, wenn der Stempel vorher schon mal mit Schwarz getränkt worden ist.
Umfärben:  ok bis so là là
Man muss nicht unbedingt erst sämtliche Tinte herausstempeln, bevor man die Platte mit einer anderen Farbe tränken kann. Es kommt aber auf die Deckkraft und die Helligkeit der Farbtöne an.
Ein letzter Erfahrungsbericht noch über Stempelmontage und Aufbewahrung: Die geprägte Platte kommt auf das selbstklebende Kissen, das wiederum auf einem Kunststoffteil befestigt ist. Das geht superschnell und man braucht nicht zusätzlich Haftmaterial wie dieses Ez Mount. Insgesamt dauert die komplette Stempelherstellung - vom Einschieben der Platte in das Gerät bis zum fertig montierten Teil - nur wenige Minuten.
Der Plastikträger hat einen Deckel mit dabei (somit kann der Stempel weder austrocknen noch benachbarte Oberflächen versauen) und die Unterseite bildet mit dem Kunststoffaufsatz auf dem Holzgriff ein praktisches Schieb/Klick-System. Ein Block je Stempelgröße reicht somit aus, weil man die Platten schnell austauschen kann. Auch ohne Griff kann ich abstempeln, aber der Träger ist samt Kissen nicht mal 1 cm hoch und lässt sich deshalb logischerweise nicht so gut halten und platzieren.
Enttäuschend ist die Qualität der Holzblöcke: ausgesägte Quader aus Pressholz - komplett unbehandelt, d.h. spitze Ecken und rauh. Mit den Griffen der Holzstempel von einschlägigen Herstellern wirklich nicht vergleichbar. Einziger Vorteil dabei: Der kahle, hässliche Klotz lädt zum Verschönern ein.
Montage und Aufbewahrung: sehr gut
Montieren und austauschen gehen kinderleicht und sauber, ohne zusätzliches Material oder Werkzeug. Durch den Deckel sind sowohl die Umgebung als auch der Stempel selbst geschützt. Kleines Manko ist die Holzverarbeitung des Griffs; sie beeinflusst aber nicht die Qualität der Abdrücke, deshalb finde ich das vernachlässigbar.

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FAZIT:
Die Mint eignet sich dafür, detailreiche und filigrane Motivstempel herzustellen. Sie lassen sich sauber und Platz sparend aufbewahren. Das Tränken selbst ist eine kleine Sauerei, dass man dadurch viele und mehrfarbige Abdrücke machen kann, ist aber sehr praktisch. Wie erwartet ist die Tinte die größte Einschränkung, wenn man z.B. gerne auch auf dunkle Oberflächen stempeln oder den Abdruck embossen können würde.
Das Prägeverfahren der Mint liefert im Vergleich zu anderen DIY Herstellungsmethoden (schnitzen, Moosgummi schneiden, Silikonkit für Silhouette Plotter) die besten Ergebnisse mit dem geringsten Aufwand.
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Recherche-Ergebnisse

Ich wollte wissen, ob es Sparmöglichkeiten bei Gerät und Material gibt und ob tatsächlich nur die originalen Tinten verwendet werden können. Folgendes habe ich herausgefunden:

  • CASIO Pomrie scheint ein identisches Pendant zur Silhouette Mint zu sein und um einiges günstiger (Amazon). Ich habe nachgeforscht: Der Versand erfolgt aus Asien, Zubehör zum Gerät ist aber nicht erhältlich. Die Firma CASIO vertreibt ihre Prägemaschine anscheinend in Europa nicht.
  • In den USA sind sowohl Gerät als auch Ersatzmaterial viel günstiger als bei uns (Originalpreis bei Silhouette America 50 $ für die Mint, 2 - 7 $ für die Stempelplattensets, 2 $ je Tintenfläschchen). Allerdings muss man neben hohen Versandkosten auch Umsatzsteuer und evtl. Zollgebühren einkalkulieren.
  • Bei uns liegt der Normalpreis für Stempelplatten in den Größen 30 x 30 und 60 x 15 bei 10 €, die größten kosten 20 €. Günstiger gibt es sie höchstens bei Schnäppchenaktionen.
  • Ob andere Tinten wirklich nicht verwendet werden können, müsste man ausprobieren, was mir aber echt zu teuer ist. Ich habe einen amerikanischen Blog gefunden, in dem über teils erfolgreiche Versuche mit Produkten von Memento, Versamark u.a. berichtet wird: http://www.anniebwills.com/using-other-inks-with-the-silhouette-mint/ 

Tja, das war's erst mal mit meinen Erfahrungen und ergänzenden Infos zu Silvias Post. Wenn ihr weitere Fragen habt, lasst doch einen Kommentar hier oder schreibt KuckSt du (Silvia) oder Papierpotpourri auf facebook an.

I glaub, als nächsts moch i mia an Papierpotpourri-Stempl :D